Mit dem Hausboot durch Südfrankreich

Donnerstag, 12. August 2010 12:48:03

(Fotos siehe unten)

Urlaub zu machen ist schön und erholsam, doch wohin mit dem Hund? Insbesondere Flüge können für ein Tier sehr anstrengend sein zumal es ab einer bestimmten Größe, die Bouvier des Flandres nunmal erreichen, nicht mehr in der Kabine mitfliegen darf und daher meist unter stärkerer Medikation im Frachtraum eingelagert wird. Eine Alternative ist den Urlaub ohne Hund anzutreten, dann jedoch bitte den Hund bei geeigneten Verwandten oder Bekannten abgeben.

Wir haben uns für eine dritte Möglichkeit entschieden: Wir verzichten auf das Flugzeug und nehmen den Hund mit und zwar nach Südfrankreich. Die Anreise mit dem Auto im August 2009 war problemlos und staufrei. Natürlich gabs alle paar Stunden auch eine kleine Pause für Mensch und Tier. Am Abend legten wir eine Übernachtung in einem Ibis Hotel ein. Nach dem Frühstück ging die Fahrt dann weiter Richtung Bootsbasis, wo wir zu Mittag ankamen. Das Boot wartete bereits auf uns.

Nach dem "Check-in" folgte die Übernahme. Wir erhielten eine Einschulung in die Handhabung des Bootes, danach folgte eine Übungsfahrt auf der uns die notwendigen Manöver erklärt wurden. Doch keine Angst, ein Hausboot zu lenken ist nicht kompliziert. Die Reisegeschwindigkeit beträgt nur 5-8 km/h und trotz der betrachtlichen Größe des Bootes, sind die Park- und Wendemanöver nicht schwierig. Die einzige Voraussetzung für den Kapitän ist ein Führerschein der Kategorie B. Zurück in der Basis machten wir uns bereit zur Abfahrt. Dazu gehörte noch eine Autofahrt in die nächste Ortschaft um Lebensmittel und die nötigsten Verbrauchsartikel zu kaufen. Es bedarf einiger Überzeugungskraft um den Hund an Board zu bringen. Die engen Stege und das leichte Wackeln sind abschreckend, doch es gelang.

Es war nun bereits früher Abend als wir schließlich ablegten. Nach wenigen Kilometern war bereits die erste Schleuse, die wir noch an diesem Tag durchfahren wollten. Für Schleusenmanöver sollte man am besten immer zu zweit sein, zum einen der Steuermann und zum anderen eine Person die an Land geht um das Boot zu halten. Natürlich schadet bei einem großen Boot auch keine dritte Person. Die erste Schleuse war nur sehr klein und daher perfekt zum Üben. Der Schleusenwärter half sogar ein wenig mit und bekam dafür natürlich ein kleines Trinkgeld. Nach der Schleuse: Natur pur, keine Straßen und kein Lärm, lediglich ein schmaler Rad und Fußweg neben dem Kanal, der jedoch abends kaum benutzt wird. Auf einer geraden Strecke legten wir für die Nacht an. Zu den Bootsutensilien gehören neben einem Hammer auch Pflöcke um das Boot überall festmachen zu können. Sofern möglich sollte man jedoch die Wurzeln der riesen Bäume neben dem Kanal benutzen um das Ufer zu schonen. Wie das Boot festzumachen ist, wird ausführlich in dem Boardhandbuch erklärt.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück an Board setzten wir unsere Reise am Canal du Midi fort. Auf dem Weg durchquerten wir viele kleine Dörfer. Am Kanal findet man neben freundlichen Einheimischen, sehr häufig Restaurants mit Anlegestellen. Je näher wir dem Meer kamen, desto frischer wurden die Fischgerichte. Die Preise sind abhängig von der Größe der Ortschaften meist moderat. Es lohnt sich jedoch nicht nur am Kanal nach Restaurants zu suchen, sondern auch ein wenig in den Ort zu gehen. Dort findet man vielleicht noch den einen oder anderen kulinarischen Schatz.

Bei der Stadt Vias kamen wir dem Mittelmeer auf zirka 1km nahe also machten wir einen Stopp und gingen mit unserem Hund zum Strand. Herrchen und Hündchen schwommen um die Wette. Dass es sich bei Meerwasser um Salzwasser handelt, wurde leider unserem Hund am Rückweg zum Boot klar. In der nächsten Ortschaft besorgten wir daher Kohlepulver für sie. Übrigens: Erklären Sie dem Apotheker einmal Durchfall ohne ein Wort Französisch sprechen zu können. Mit einer kleinen Zeichnung gelang es dann.

Das Highlight der Reise war die Befahrung des Étang de Thau, einem Binnensee in dem sich Salz- und Süßwasser vermischen und der früher direkt mit dem Meer verbunden war. Nachmittags legten wir in der Hafenstadt Mèze an. Nachdem es jedoch scheinbar unmöglich war Wasser für das Boot zu bekommen, fuhren wir wieder ein Stück zurück nach Marseillan. Dort gab es alles was das Herz begehrt: Wasser, Strom und Austern direkt aus dem Étang de Thau und das zu einem Spottpreis. Frischer geht's nimmer!

Die Rückreise gestaltete sich ebenfalls abenteuerreich. Die Schleusentreppe (Les 9 écluses de Fonserannes) in Béziers herunter und hinaufzufahren ist ein besonderes Erlebnis, auch für die Zuschauer wovon einige Fotos schossen. Der stillgelegte Wasserkeil, der eigentlich die Schleusentreppe ersetzen sollte, ist ebenfalls zu bewundern während man auf die Einfahrt in die erste der neun Schleusen wartet. Am sechsten Tag liefen wir wieder in die Basis ein in der wir die letzte Nacht verbrachten um dann gut ausgeruht die Heimreise nach Österreich anzutreten. Dieses mal fuhren wir eine andere Strecke und durchquerten den Mont-Blanc-Tunnel der Frankreich mit Italien verbindet.

Der Urlaub mit dem Hausboot ist abwechslungsreich und definitiv für alle Hundebesitzer zu empfehlen, denn auch der Hund hat nichts gegen einen gelegentlichen Tapetenwechsel mit der gesamten Familie.

Weblink: Hausboot Böckl